Sind Luftreiniger gegen Corona geeignet?

Sind Luftreiniger im Kampf gegen Corona eine geeignete Massnahme zur Reduzierung der Virenbelastung in der Raumluft? Die Fachleute des Bundesverbandes Schimmelpilzsanierung sagen, was Sache ist.

© depositphotos, phonlamai

Ein Hauptgrund für die Zunahme von coronabedingten Infektionen seit dem Herbst ist klar: Der zunehmende Aufenthalt in Räumen und insbesondere in schlecht gelüfteten Räumen.

Im Raum herrscht oft ein dauerhafter Schwebezustand

In geschlossenen Räumen schweben die Aerosole im Raum. Durch die vorherrschende Luftbewegung im Raum werden die Aerosole gleichmässig verteilt, aber nicht aus dem Raum entfernt. Falls eine Person ständig Viren in einem Raum an die Umgebung abgibt, nimmt die Virenkonzentration kontinuierlich zu. Zwar bleiben einige Aerosol-Tröpfchen an Oberflächen haften, aber die weitaus grösste Menge schwebt über sehr lange Zeit im Raum.

Bei einer ständigen Luftbewegung im Raum, beispielsweise durch die Thermik bei laufender Heizung, werden die Aerosole nahezu dauerhaft im Schwebezustand gehalten. Selbst Partikel, die erheblich grösser sind als Viren, wie beispielsweise viele Pilzsporen, sinken erst dann zu Boden, wenn die Luft ruht.

Welche Luftreinigungsgeräte sind sinnvoll?

Um die Anreicherung von Viren in einem Raum nennenswert zu reduzieren, muss man Lüften. Beim Lüften wird belastete Raumluft gegen unbelastete Aussenluft ausgetauscht und die Konzentration der Aerosole erheblich reduziert. Deshalb wurde vom Umweltbundesamt Deutschland empfohlen, Fenster und Türen soweit möglich offen zu halten. Diese Empfehlung war im Sommer meist problemlos umsetzbar. Bei sehr geringen Aussentemperaturen ist eine Dauerlüftung nicht mehr zumutbar. Eine andere effektive Massnahme zur Reduzierung der Belastung in der kalten Jahreszeit, und somit zur Reduzierung des Infektionsrisikos, ist gemäss Bundesverband Schimmelpilzsanierung (BBS) der Betrieb geeigneter Luftreinigungsgeräte. Dies wurde inzwischen erkannt und propagiert. Allerdings braucht man, um das Risiko wirklich erheblich zu reduzieren, die richtigen Geräte mit der richtigen Leistung und dem richtigen Filter-Wirkungsgrad. Aber welche Geräte sind wirkungsvoll? Nicht jeder Luftreiniger, der mit den richtigen Filtern ausgestattet ist, reinigt die Luft in gleichem Masse. Beschafft man sich ein preiswertes Gerät, hat man meist einen nur geringen Effekt. Oft nimmt die Filterwirkung rasch ab, vor allem bei Geräten, die die Luft nur über eine einzige Filterstufe reinigen.

Vorfilter verlängern die Standzeit

Der BBS weist darauf hin, dass bewährte und positiv getestete Geräte zwei Filterstufen haben, bestehend aus einem Vorfilter und einem HEPA-Filter. Die angesaugte Luft werde zuerst mit einem Vorfilter gereinigt – gröbere Partikel, aber auch ein Teil der feinen Partikel, werde aus der Luft entfernt. Dies führe dazu, dass die HEPA-Filter «geschont» würden und nur das tun müssen, wofür sie eingebaut wurden, nämlich die feinen und sehr feinen Partikel aus der Luft zu entfernen. Der Vorfilter verlängere die Standzeit der HEPA-Filter und sichere ausserdem eine gleichbleibende Wirkung auch nach längerem Betrieb. Ein HEPA-Filter koste deutlich mehr als ein Vorfilter. Somit würden Vorfilter helfen, Geld zu sparen. Um einen hohen Wirkungsgrad von 99,5% und mehr sicherzustellen, seien HEPA-Filter der Klasse H 13 erforderlich. Filter geringerer Filterleistung seien deutlich weniger wirksam und Filter mit höherer Filterleistung seien nicht nötig, um Viren effektiv zu filtern, siw würden allerdings mehr kosten. Nicht selten werden Luftreinigungsgeräte mit HEPA-Filter der Klasse H 13 angeboten, die diese Herstellerzusage aber nur bedingt einhalten, wie der BBS betont. Derartige Geräte würden zwar die versprochene Leistung haben, aber nur für die erste Zeit der Nutzung. Prüfe man die Geräte nach einigen Tagen oder Wochen Betriebszeit, entspräche die Filterwirkung nicht mehr den Angaben des Herstellers. Ausserdem werde die zugesagte Filterleistung oft nur bei einer niedrigen Leistungsstufe gemessen und erreicht. Stelle man eine höhere Leistungsstufe ein, lasse die Filterwirkung nach. Deshalb ist laut BBS vor Kauf eines Gerätes zu hinterfragen, welche Filterleistung bei höheren Leistungsstufen sichergestellt ist.

Filter und Volumenleistung – eine Faustregel

Für den BBS ist klar: Abstand nehmen sollte man laut Umweltbundesamt von Geräten mit Ionisatoren, elektrostatischen Filtern, Ozongeneratoren oder UV-Strahlung. Es würden mit diesen Filtermethoden zwar hohe Wirksamkeit suggeriert, aber dies treffe bei Viren nicht zu. Nur mechanische Filter mit der gebotenen Filterleistung könnten dauerhaft effektiv die feinsten Partikel, wie Bakterien und Viren mit bis zu 99,5% Wirkungsgrad und mehr aus der Luft filtern.

Über welche Volumenleistung soll ein Gerät mit wirksamem Filter verfügen? Die erforderliche Volumenleistung ist laut BBS abhängig von der Raumgrösse. Die Faustregel heisst: Erwünscht ist ein dreifacher Luftdurchsatz, die Luft sollte also in der Stunde dreimal durch den Luftreiniger gezogen werden. Bei einem Raum von 20 m² und 2,5 m Deckenhöhe wären dies 150 m³/h.

Um aber auch die gesamte Luft in einem Raum gleichmässig zu reinigen, muss man die Luft im gesamten Raum erfassen. Bei grossen Räumen gelinge dies bei Einsatz eines Gerätes nur bedingt. Anstelle eines teuren Gerätes mit hoher Durchsatzleistung an einer Stelle aufzustellen, empfiehlt der BBS, je nach Raumgrösse, die Verwendung von zwei oder mehr Geräten der mittleren Leistungsklasse. Auch bei sehr grossen Räumen habe sich der Betrieb mehrerer Geräte mit mittlerer Leistung bewährt.

Luftreiniger sollten nicht auf die Nerven gehen

Ein weiteres Auswahlkriterium für die geeigneten Luftreinigungsgeräte ist die Geräuschentwicklung. Kleinere Geräte seien meist so dimensioniert, dass man für einen wirksamen Effekt die höchste Leistungsstufe einschalten müsse. Die Geräuschentwicklung könne dann so hoch sein, dass ein konzentriertes Arbeiten im Büro, ein ruhiger Schlaf im Schlafzimmer, das ungestörte Fernsehschauen im Wohnzimmer oder eine unbelastete Unterrichtsstunde in der Schule kaum möglich seien. Das Gerät werde dann als sehr störend empfunden. Geräte mit einer höheren Leistung brächten den gewünschten Effekt bereits bei Betrieb in unteren Leistungsstufen und würden dann nur sehr geringe Geräusche entwickeln.

Quelle: BBS

 

Fazit effektive Raumluft filtern

Das Fazit des BSS zum Thema effektive Raumluft filtern lautet:

  • Mechanische Filter statt Geräte mit Ionisatoren, Ozongeneratoren, elektrostatischen Filtern oder UV-Strahlung

  • Faustregel: Volumenstrom je Stunde: Raumfläche x Raumhöhe x 3. In einer Stunde sollte die Raumluft dreimal durch den Filter gezogen werden.

  • Bei grossen Räumen empfiehlt sich das Aufstellen mehrerer Geräte mittlerer Leistungsstufe.

  • Auf die Geräuschentwicklung achten.

  • Gesamtes Preis-Leistungs-Verhältnis beachten mit Blick auf Folgekosten für häufigen Filtertausch.

 

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